Charakter

Im März 2002 beging Herr Prof. Dr. Hampel seinen 70. Geburtstag. Ein unbekannter Autor, der ihn aus der Sicht des Mitarbeiters erleben durfte, charakterisiert ihn in dem nachfolgenden Gedicht:

 

Verehrter Herr Prof. Hampel,
Meine sehr geehrten Damen und Herren, 

Eine Rede zu halten auf Ihn, sogar eine Geburtstagsrede? Sogar zu einem Jubiläum, noch dazu in seiner Anwesenheit? Da sollte man auf der Hut sein‘. 

Wir kennen ihn ja, da sitzt er dann da,
mit dem Ausdruck eines venezianischen Granden,
den Blick bisweilen auf die polierten Schuhspitzen gerichtet, in Gedanken bereits ganz woanders
und den Schalk im Nacken,
mit gezielter Frage beweisend
dass er trotzdem aufmerksam zugehört hat. 

Ich erinnere mich an so manche Besprechung, wenn andere noch Details nachjagten,
um einen Weg zu definieren,
hatte er blitzschnell begreifend erkannt, 

Dass es darauf ohnehin nicht ankommt und präsentiert seine Idee,
die das Vorgehen erheblich beschleunigt. 

Nicht dass er der Wahrheit nicht auch selbst auf der Spur ist, doch im Gegensatz zu vielen, findet er seinen genialen Weg oft in der Frage, inwieweit nicht die Phantasie die Realität viel bedeutungsvoller widerspiegelt. 

Ihm ist ja irdischer Ruhm nicht zu wichtig,
und er mißt weltlichem Erfolg wenig Bedeutung bei. 

Nicht das der Erfolg auf dem langen Weg
vom Industriekaufmann über die Professur und das Dekanat
zum Präsidenten der
Europäischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Endoskopie sich nicht reichlich eingestellt hätte.
Die ihm geschenkte Beachtung, den erzielten Ruhm
aber auch Bequemlichkeit oder Komfort werden durchaus geschätzt, aber sich dafür aufzureiben, wäre nicht adäquat. 

Dabei ist er ein Wissenschaftler, ja
aber auch ein Wissenschaftskritiker,
auf jeden Fall kein fanatischer Forscher. 

Seine philanthropische Haltung
gerade seinen Mitmenschen gegenüber
läßt ihn immer auch fragen, inwieweit
der Lebenskampf denn oft all die Anstrengung wert ist? 

So leitet er im Team mit Anregung – nicht durch Order. Das will gekonnt sein.
Heimlich still und leise gibt er anderen eine Idee
und freute sich fürstlich, sie in denen reifen zu sehen. 

Einer der manipuliert, ja – aber nicht zum Schaden des Nächsten. Dazu schätzt er die Gesellschaft anderer zu sehr,
auch wenn der gelegentliche Rückzug in die Isolation unverzichtbar zu sein scheint – Die Traumwelt, aber wenn der jeweilige Traum auch nur irgendeinen Bezug zu Realität hat,
kommt er hervor und setzt ihn mit Energie und Phantasie in die Tat um. Wem das zufällt, hat ein schweres Leben auf sich genommen,
auch wenn andere die scheinbare Leichtigkeit seines Arbeitens bewundern. 

Dabei bedeutet ihm viel, das gesunde menschliche Maß
nicht aus den Augen zu verlieren.
Etwas erreichen: ja! aber doch mit eben dem Maß an Engagement das der Sache gegenüber absolut notwendig ist. 

So versteht er es vortrefflich an der
schon berühmten langen Leine zu führen
und beherrscht dabei die Choreographie des Lebens im Hiersein und Dortsein meisterlich. 

Dabei kennt er den Zorn.
Ich meine hier nicht den Ärger und
das belanglose Missvergnügen an den Zeitumständen. Ich meine den Zorn der Propheten und großen Nörgler, Er kennt den großen Zorn. 

Aber er ist friedfertig und liebt den Frieden,
den inneren wie den äußeren. Er redet nicht nur davon, sondern versucht mit seine Mitteln dazu beizutragen. 

Gerne gibt er Ratschläge, arrangiert Dinge und
man muß ihn nicht erst bitten
einem einen Gefallen zu tun:
das sind die Gewässer in denen er gern schwimmt. Konform wenn es sein muß, aber kennzeichnender noch:
die dynamische Stabilität des brillanten Schwimmers gegen den Strom. Aber was kommt einem da nicht im Leben alles entgegen? 

Lieber Herr Professor Hampel
So sind sie uns bis auf den heutigen Tag
Ein Regisseur, der uns anleitet
Ein Dramaturg, der uns anregt

Ein Intendant, der uns berät, oft in einer Person 

Wir danken es Ihnen.
Herzlichen Glückwunsch.