Leben

Kindheit, Jugend und Studienzeit
1932 – 60

Er wurde geboren 1932. Seine Eltern waren der Arzt Dr. Erich Hampel und seine Ehefrau Maria geb. Baldus. Die Jugendzeit verbrachte er überwiegend in Leipzig, aber auch in Fulda.

Während des Zweiten Weltkrieges erlebte er furchtbare Bombenangriffe. In ganz jungen Jahren wurde er dabei an die Grenzen der menschlichen Existenz geführt. Dennoch versuchte er damals schon, verzweifelten Menschen angesichts von Zerstörung und Tod Mut und Hoffnung zuzusprechen. „Die krachenden Bombeneinschläge näherten sich immer mehr. Das Kellerfenster wurde aufgerissen, und ein scharfer Luftzug fegte Gesteinsbrocken über unsere Köpfe hinweg. Ich versuchte, mit zitternden Knien eine Frau mit ihrem Kind zu trösten, weil wir zum Glück bei dem Angriff nicht getötet worden waren.“ Fünfmal musste er aufgrund der Zerstörungen das Gymnasium wechseln. Um weiteren Bombenangriffen in Leipzig zu entgehen, entschieden seine Eltern, dass er nach Fulda fahren solle, da dort ein Onkel eine Baustoffhandlung betrieb. Wie sich aber bald herausstellte, lauerten auch hier große Gefahren auf ihn, da der Luftkrieg in voller Grausamkeit auch bald die kleine Barockstadt Fulda mit seinerzeit ca. 32.000 Einwohnern erreichte.

Er kehrte nach Leipzig zurück und überstand wie auch seine Eltern den 2. Weltkrieg. In Leipzig wohnte die Familie im Zentrum der Stadt, unweit der Thomaskirche, der einstigen Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs. In dieser berühmten Kirche wurde er konfirmiert. Seine Liebe zur Barockmusik, die ihn sein ganzes Leben begleitete, führte er u.a. auf diesen Einfluss zurück. Sein Konfirmationsspruch „Ich will Dich segnen und Du sollst ein Segen sein“ (1. Mose 12,2) stand wie ein Leitstern über seinem Leben. Es war später sein ausdrücklicher Wunsch, dass dieses Bibelzitat auf seinem Grabstein eingemeißelt wird.

1950 legte er sein Abitur ab. Sein großer Wunsch war es, Arzt zu werden. Die Zulassung zum Studium wurde ihm zunächst aus politischen Gründen verwehrt, da sein Vater Mediziner war. Er sah sich daher gezwungen, zunächst eine Lehre zu absolvieren. So ließ er sich zum Industriekaufmann ausbilden und erwarb den Facharbeiterbrief mit den besten Noten. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen konnte er die Lehrzeit um 1 Jahr auf nur 2 Jahre verkürzen. Lt. des Zeugnisses der Optik VVB, Technischer Dienst Jena, Betriebsstätte „Hohlux“ Leipzig vom 27. 9. 1952 Dokument als PDF  „war er während seiner gesamten Lehrzeit äußerst fleißig und strebsam und zeigte einen großen Wissensdrang. Er verstand es stets, mit viel Geschick sich in alle neuen Aufgabengebiete schnellstens einzuarbeiten, sodaß er auf jedem Arbeitsplatz mit ausgezeichneten Leistungen aufwartete……Kollege Hampel verstand es, seine Leistungen ständig zu steigern, sodaß es ihm möglich war, seine Lehrzeit bereits mit zwei Jahren vorfristig am 31.8.1952 zu beenden. Er bestand die Prüfung als Industriekaufmann mit der Note „sehr gut“.“

Während seiner Ausbildungszeit in diesem Unternehmen, das photographische Reproduktionsapparate und deren Zubehör herstellte, entwickelte er ein großes Interesse für die Fotografie.
Er nahm stimmungsvolle Landschaften im Thüringer Wald auf, entwickelte die Aufnahmen selber und schrieb sogar Gedichte hierzu. Seine Fotografien und die Gedichte sammelte er in einem Fotoalbum, das für ihn bis zu seinem Lebensende mit einer großen emotionalen Bedeutung verbunden war. Hier als Galerie  hinterlegt.

Seine große Sensibilität und seine Liebe zur deutschen Sprache fanden hier ihren AusdruckDie Lehrer in der Schule vermuteten, dass er Schriftsteller werden würde. Er beherrschte die deutsche Sprache bis in ihre kleinsten Verästelungen hinein perfekt und war in der Lage, auch schwierige Zusammenhänge mit wenigen Sätzen verständlich und klar darzustellen. 1952 erhielt er schließlich die Zulassung zum Medizinstudium in Leipzig, das er auch sofort aufnahm. Am 20. Mai 1955 floh er allein aus der DDR. Seine Eltern blieben in Leipzig zurück. Er fuhr zunächst nach Ost-Berlin und überquerte von dort aus die Zonengrenze nach West-Berlin, ohne jegliches Gepäck, um bei den Grenzsoldaten keinen Argwohn zu erwecken.

Bevor er aber seine Heimatstadt verließ, fotografierte er den Johanna – und Albert – Park in Leipzig, einen Ort seiner Kindheit, der für ihn eine große Bedeutung hatte und mit liebevollen Erinnerungen verbunden war. Er nannte diese Fotoserie „Kindheitsträume“. Sie fand ihren Platz in einem zweiten Fotoalbum, siehe Galerie. Am 1. Juni 1955, d.h. wenige Tage schon nach seiner Ankunft in West-Berlin, setzte er dort an der 1948 erst gegründeten Freien Universität sein Medizinstudium fort. Ein vollkommen neuer Lebensabschnitt hatte für ihn nun im freien „Westen“ begonnen. Er war 23 Jahre alt; seine Eltern lebten weiterhin in Leipzig. Allein auf sich gestellt, meisterte er voller Entschlossenheit und auch Entbehrungsbereitschaft die neuen Herausforderungen. Sein Ziel hatte er fest im Blick.

Frühe Arztjahre
1961 – 68

Am 11. September 1958 bestand er die Ärztliche Prüfung an der Freien Universität. Im Juni 1960 promovierte er dort mit einer Arbeit zur Morphologie und funktionellen Bedeutung der sagittalen Dornfortsatzspalten durch Untersuchungen am Röntgenbild. Nach Beendigung der Medizinalassistentenzeit, in der er auch im Krankenhaus des Berliner Strafvollzugs Moabit und in der Haftanstalt Tegel tätig war, erfolgte mit Wirkung vom 31. Dezember 1960 seine Approbation als Arzt.

Zu Beginn des Jahres 1961 wurde er zunächst wissenschaftlicher Assistent und arbeitete bis 1969 in der Medizinischen Klinik der Freien Universität Berlin bei Herrn Prof. Dr. Freiherr von Kress. Wie Herr Prof. Dr. Freiherr von Kress es in seinem Zeugnis vom 28.2.1969 formulierte, „hat sich Herr Dr. Hampel mit Hilfe seiner hervorragenden intellektuellen Fähigkeiten und eines unermüdlichen Fleißes eine sehr breite und gründliche Ausbildung auf dem Gesamtgebiet der inneren Medizin erworben…….In wissenschaftlicher Beziehung hat sich Herr Dr. Hampel besonders intensiv mit hämatologischen Problemen befasst und mit großem Erfolg auf genetischem Gebiet gearbeitet, da er eingehende Chromosomenstudien durchführte.“ Zeugnis als PDF

Ab 1962 baute Herr Dr. Hampel zunächst ein zytogenetisches Labor auf. Ihm wurde die Leitung des Hämatologischen, Gerinnungs- und Zytogenetischen Labors und der Hämatologisch – Onkologischen Ambulanz der Klinik übertragen. Aufgrund des großen Interesses und seiner Chromosomenstudien arbeitete er 1964 drei Monate im Rahmen eines Studienaufenthaltes im Genetischen Institut der Universität Lund in Schweden unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Levan; er setzte dort seine Forschungen fort und entdeckte, dass Kälte Chromosomenbrüche in Kulturen verursacht. Es folgte die Veröffentlichung: „Breakage in human chromosomes induced by low temperature“ Klaus Erich Hampel and Albert Levan. Link zur Veröffentlichung

1966 schloss sich die Anerkennung zum Facharzt für innere Medizin an, ausgesprochen durch die Ärztekammer Berlin am 20. Juni 1966. 1967 habilitierte er sich. Titel der Habilitationsschrift: „Über die Wirkung von Zytostatica auf die Chromosomen des Menschen“. Es zeigte sich, dass er – wie es sein Chef Herr Prof. Dr. Freiherr von Kress in dem obengenannten Zeugnis formulierte –„über ungewöhnliche ärztliche Fähigkeiten verfügte, die sich auf das weite Gebiet der inneren Medizin erstreckten……..Aufgrund seines liebenswürdigen Wesens, seiner Hilfsbereitschaft, seiner Gewissenhaftigkeit und seiner hingebungsvollen Sorgfalt vermochte er die uneingeschränkte Wertschätzung der von ihm betreuten Patienten zu gewinnen. Bei seinen Mitarbeitern wie bei dem Pflegepersonal genoss er die höchste Achtung und das ihm von mir entgegengebrachte Vertrauen hat er niemals enttäuscht.“ In den Jahren von 1960 – beginnend mit seiner Inaugural-Dissertation – bis 1969 erstellte er ca. 38 Publikationen.

Dekan
Leiter der Abteilung
1969 – 1997

1969 erfolgten seine Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor und auch zum Oberarzt. Er erhielt den Auftrag eine gastroenterologische Abteilung in der Medizinischen Universitätsklinik aufzubauen.
Dieser ihm übertragenen Aufgabe hat er sich lt. Zeugnis von Herrn Prof. Dr. Neuhaus vom 5.1.1972 Link zum vollständigen Zeugnis. 


(Auszüge)…gestützt auf eine breite klinische Ausbildung, die alle Bereiche der Inneren Medizin, besonders der Hämatologie und Gastroenterologie umfasste, mit großem persönlichen Einsatz und Erfolg gewidmet, so daß die Klinik heute über eine leistungsfähige, moderne Gastroenterologische Abteilung verfügt. Die modernen Untersuchungsverfahren: Oesophagoskopie mit gezielter Oesophagobiopsie, Gastroskopie mit gezielter Gastrobiopsie, einschließlich Photographie und Kinematographie, Bulboskopie, Notfallendoskopie, Laparoskopie, einschließlich Fluoreszenz- und Photolaparoskopie, Aspirationsbiopsie des Oesophagus, des Magens, des Dünndarms, Rektoskopie und Kolonoskopie werden dort für die Klinik und das Klinikum Westend und andere Berliner Kliniken sowie niedergelassene Ärzte auf hohem Standard durchgeführt. ….. Auf Grund seiner langjährigen Ausbildung auf den verschiedensten Gebieten der Inneren Medizin mit den Schwerpunkten Hämatologie und Gastroenterologie und auf Grund seiner organisatorischen und wissenschaftlichen Leistungen ist Herr Professor Hampel so umfassend ausgebildet und erfahren, daß er für die selbständige Leitung einer großen Klinik auf das Beste qualifiziert ist. Das bei uns eingeführte Department-System hat im übrigen bewiesen, daß er im modernen Sinne zur Cooperation fähig ist und daß er die ihm unterstellten Mitarbeiter in einer fairen aber bestimmten Weise zu führen in der Lage ist.“   1971 schloss sich die Ernennung zum Professor (AH 5) an. Von 1975 – 1991 war er Leiter der Abteilung für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie im Klinikum Charlottenburg der Freien Universität Berlin.


1976 erfolgte seine Wahl zum Dekan und Ärztlichen Leiter des Klinikums Charlottenburg der Freien Universität Berlin; er übte diese Funktion bis 1978 aus. Zur Komplexität und Dimension dieser Aufgabe als auch zu seiner Haltung ihr gegenüber siehe „Persönliche Stellungnahme zum Amtsantritt“ Dokument als PDF. 1991 übernahm er die Leitung der Medizinischen Klinik und Poliklinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie am Klinikum Rudolf Virchow der Freien Universität Berlin, Standort Wedding; später erfolgte die Zuordnung des Klinikums zur Charité der Humboldt-Universität. Seit 1975 übte er auch die Funktion des Ärztlichen Leiters der Diätlehranstalt im Klinikum Charlottenburg der Freien Universität aus und 1993 bis 1996 die des Vorsitzenden des Arbeitskreises der Ärztlichen Leiter der Diätlehranstalten der Bundesrepublik Deutschland.

Eröffnungsansprache des 19. Kongresses der EAGE, European Association for Gastroenterology and Endoscopy, Milano 1987

Von 1984 bis 1986 war er Präsident der Europäischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Endoskopie; er organisierte und leitete nationale und internationale wissenschaftliche Kongresse und Tagungen. Seit Mitte der 1980iger Jahren erschien seine Kurzbiographie in der Enzyklopädie „Who’s Who in the World“ des amerikanischen Verlages „The Marquis Who’s Who“. Trotz seiner so vielseitigen Aufgaben veröffentlichte er viele Forschungsergebnisse zu gastroenterologischen, hämatologischen, zytogenetischen und onkologischen Themen. Auch beschäftigte er sich mit Fragen der ärztlichen Ethik. 1997 endete seine berufliche Tätigkeit aufgrund des Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze. Im Rahmen einer akademischen Feier verabschiedete er sich in den Ruhestand.

Todesanzeige vom 28. Mai 2016.
FAZ, Berliner Tagesspiegel und Kölner Stadtanzeiger

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